Auswirkungen von Sonnenstürmen auf Solaranlagen: Ein umfassender Leitfaden über Deutschland

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Auswirkungen von Sonnenstürmen auf Solaranlagen: Ein umfassender Leitfaden über Deutschland
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Besitzer von Photovoltaikanlagen investieren in eine saubere und unabhängige Energiezukunft. Doch mit der zunehmenden Aktivität unserer Sonne rückt eine neue Sorge in den Fokus: die potenziellen Auswirkungen von Sonnenstürmen auf die empfindliche Technik. Viele Anlagenbesitzer fragen sich, ob ihre Investition vor unvorhersehbaren Naturereignissen geschützt ist. Die Sorge, dass empfindliche Komponenten beschädigt werden und die damit verbundenen Kosten oder gar ein Ausfall der Stromversorgung, ist real.

Sonnenstürme verstehen: Was PV-Besitzer wissen müssen

Um die Risiken richtig einschätzen zu können, ist ein grundlegendes Verständnis des Phänomens notwendig. Nicht jede Sonneneruption stellt eine Bedrohung dar, aber bestimmte Ereignisse erfordern erhöhte Aufmerksamkeit.

Was ist ein Sonnensturm?

Ein Sonnensturm ist ein Ausbruch geladener Teilchen (Plasmawolken) von der Sonne nach massiven Explosionen und Eruptionen auf der Sonnenoberfläche. Diese Phänomene umfassen Röntgenblitze, hochenergetische Partikel und koronale Massenauswürfe (CMEs). Trifft eine solche Wolke auf die Erde, interagiert sie mit dem Erdmagnetfeld und kann einen geomagnetischen Sturm auslösen. Die magnetische Ausrichtung der Plasmawolke spielt eine entscheidende Rolle für die Stärke ihrer Auswirkungen auf das Erdmagnetfeld.

Wie klassifiziert die NOAA G-Skala das Risiko?

Die US-amerikanische Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) klassifiziert die Stärke geomagnetischer Stürme auf der G-Skala von G1 (gering) bis G5 (extrem). Während G1- und G2-Stürme meist nur für Polarlichter sorgen, nehmen die Risiken für technische Infrastrukturen ab einem G3-Sturm („stark“) deutlich zu. Ab dieser Stufe können die Auswirkungen eines Sonnensturms auf die Stromnetze und damit indirekt auf Ihre PV-Anlage spürbar werden.

Was ist der Sonnenzyklus und wie ist die aktuelle Lage?

Die Aktivität der Sonne folgt einem etwa 11-jährigen Zyklus mit Phasen hoher und niedriger Aktivität. Aktuell befinden wir uns in einer Phase zunehmender Aktivität, die voraussichtlich um 2025 ihren Höhepunkt erreichen wird. Dies erhöht die statistische Wahrscheinlichkeit für das Auftreten starker geomagnetischer Stürme der Kategorien G3 bis G5. Autoritative Daten und Warnungen finden Sie jederzeit beim NOAA Space Weather Prediction Center.

Historische Ereignisse wie das Carrington-Ereignis von 1859, das Polarlichter bis nach Kuba und Hawaii verursachte und Telegraphennetze störte, zeigen das Potenzial solcher Stürme. Ein weiteres Beispiel ist der Sonnensturm von 1989, der in Quebec einen neunstündigen Stromausfall verursachte.

Die realen Risiken für PV-Anlagen: Elektronik und Stromnetz im Fokus

Die gute Nachricht vorweg: Ihre Solarmodule sind widerstandsfähiger, als Sie vielleicht denken. Die eigentliche Gefahr lauert an anderer Stelle im System.

Werden PV-Module direkt zerstört?

Die Photovoltaikmodule selbst sind sehr robust und unempfindlich gegenüber den direkten Einflüssen eines geomagnetischen Sturms. Ähnlich wie sie auch gegen Hagelschäden gut geschützt sind, stellen die geladenen Teilchen eines Sonnensturms keine direkte Gefahr für die Solarzellen dar. Das wahre Risiko liegt in der angeschlossenen, empfindlichen Elektronik.

Welche elektronischen Komponenten sind anfällig?

● Wechselrichter: Induktion hoher Ströme durch elektromagnetische Impulse (EMPs) kann zu Spannungsschwankungen und Überlastung führen. Dies kann Leistungsbeeinträchtigungen oder vollständige Ausfälle verursachen, insbesondere bei trafolosen Wechselrichtern, die höhere Hochfrequenzfelder aufweisen.

● Laderegler: Ähnlich wie Wechselrichter sind Laderegler anfällig für Schäden durch induzierte Ströme.

● Batterien/Stromspeicher: Spannungsschwankungen können die Batterielebensdauer beeinträchtigen. Systeme mit Batteriespeicher sind Tag und Nacht aktiv, was die Strahlenbelastung erhöht.

● Modulwechselrichter (Mikro-Wechselrichter): Diese erzeugen direkt am Modul Wechselspannung. Für sie ist die Verwendung geschirmter Kabel notwendig.

balkonkraftwerk Wechselrichter

Was sind geomagnetisch induzierte Ströme (GICs) und warum sind sie ein Risiko?

Die größte indirekte Bedrohung für netzgekoppelte PV-Anlagen geht vom öffentlichen Stromnetz aus. Während eines starken Sonnensturms können im Erdmagnetfeld schwankende Ströme entstehen, die wiederum Gleichströme in langen elektrischen Leitern – wie überregionalen Stromleitungen – induzieren.

Diese geomagnetisch induzierten Ströme (GICs) können Großtransformatoren überlasten, zu Spannungsschwankungen führen und im schlimmsten Fall regionale oder sogar landesweite Stromausfälle (Blackouts) verursachen. Besonders große PV-Anlagen und Stromnetze mit langen Leitungen sind anfälliger für GICs. Dies kann zu Überhitzung und Bränden von Transformatoren führen. Solaranlagen sind somit indirekt durch die Netzinstabilität betroffen.

Wie verursachen Sonnenstürme Überspannung und Elektronikschäden?

Ein durch GICs instabil gewordenes Stromnetz ist die Hauptquelle für gefährliche Überspannungen. Diese Spannungsschwankungen können über den Netzanschluss in Ihre Hausinstallation gelangen und den Wechselrichter Ihrer PV-Anlage beschädigen oder zerstören. Zusätzlich können in den langen Kabelsträngen Ihrer PV-Anlage (z. B. vom Dach zum Keller) ebenfalls Spannungen induziert werden, die den Wechselrichter oder den Batteriespeicher gefährden.

Welche indirekten Auswirkungen gibt es auf die Infrastruktur?

● Kommunikations- und Navigationssysteme: Röntgenblitze stören die Radiokommunikation. Hochenergetische Partikel können Satelliten beeinträchtigen oder beschädigen. Dies führt zu Ausfällen von Satelliten- und Navigationssystemen (GPS) sowie Störungen des Funkverkehrs.

● Deutschland im europäischen Kontext: Kleine, private PV-Anlagen sind in der Regel weniger gefährdet als große Solarparks. Deutschland ist im Vergleich zu Ländern mit langen Überlandleitungen in höheren Breitengraden (z.B. Skandinavien, Kanada) weniger direkt betroffen. Jedoch besteht eine indirekte Gefahr durch die Instabilität des gesamten europäischen Stromnetzes.

Was ist der Unterschied zwischen netzgekoppelten Anlagen und Inselanlagen?

Netzgekoppelte Systeme sind durch ihre Verbindung zum öffentlichen Netz direkt dem Risiko von Netzinstabilitäten ausgesetzt. Inselanlagen sind zwar physisch vom Netz getrennt und damit vor GICs geschützt, aber ihre Elektronik ist ohne passende Schutzmaßnahmen ebenfalls anfällig für direkt induzierte Überspannungen in den eigenen Leitungen.

Sofortmaßnahmen: Schützen Sie Ihre Anlage vor, während und nach dem Sturm

Prävention ist der effektivste Schutz. Mit den richtigen Vorkehrungen und einem klaren Plan für den Ernstfall minimieren Sie das Schadensrisiko erheblich.

Wie können Sie Ihre Anlage vorsorglich schützen?

● Überspannungsschutz (SPD): Die wichtigste Schutzmaßnahme ist die Installation von Überspannungsschutzgeräten (Surge Protective Devices, SPD) an Wechselrichtern und anderen empfindlichen Komponenten. Ein Fachmann sollte sowohl auf der Gleichstromseite (DC, zwischen Modulen und Wechselrichter) als auch auf der Wechselstromseite (AC, zwischen Wechselrichter und Hausnetz) mindestens einen SPD vom Typ 1/2 installieren.

● Professionelle Erdung: Eine korrekt ausgeführte Erdung der gesamten Anlage inklusive des Montagesystems und eines Potentialausgleiches ist unerlässlich. Sie sorgen dafür, dass induzierte Spannungen sicher zur Erde abgeleitet werden, bevor sie Schaden anrichten können.

● Abschirmung: Empfindliche Komponenten und Kabel sollten abgeschirmt werden. Dies beinhaltet die Verwendung geschirmter Kabel, insbesondere bei Modulwechselrichtern.

● Qualitätskomponenten: Investieren Sie in zertifizierte und robuste Wechselrichter und Laderegler. Prüfen Sie die Spezifikationen bezüglich elektromagnetischer Verträglichkeit (EMV).

● Intelligente Wechselrichter: Diese bieten Fernsteuerbarkeit und automatische Problemerkennung. Eine Fernabschaltung bei Warnungen ist möglich.

● Versicherungs-Check: Überprüfen Sie Ihre Wohngebäude- und Hausratversicherung. Klären Sie, ob Schäden durch „höhere Gewalt“ oder explizit durch „Weltraumwetter“ abgedeckt sind, um im Schadensfall nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Was ist die Checkliste für eine G3+-Warnung?

Wenn eine offizielle Warnung vor einem starken geomagnetischen Sturm herausgegeben wird, können Sie aktiv werden:

1. Überwachen: Verfolgen Sie die aktuellen Warnungen des NOAA oder des Deutschen Wetterdienstes (DWD), um die Lage einzuschätzen.

2. Kontrolliertes Herunterfahren: Bei einer akuten Warnung der Stufe G4 oder G5 kann es ratsam sein, die PV-Anlage präventiv vom Netz zu trennen. Befolgen Sie hierzu exakt die Anweisungen des Wechselrichterherstellers für ein sicheres Herunterfahren und die Trennung der AC-Sicherung.

3. Notfallplan aktivieren: Identifizieren Sie im Voraus kritische Verbraucher (z. B. Kühlschrank, Heizungssteuerung, Internetrouter) und stellen Sie sicher, dass Ihre Notstromversorgung einsatzbereit ist. Dies ist ein entscheidender Schritt bei der Vorbereitung auf Unwetter und Stürme jeder Art.

Welche Maßnahmen reduzieren Elektrosmog?

● Strategische Platzierung: Installieren Sie Wechselrichter und Verkabelung außerhalb von Wohn- und Schlafbereichen, z.B. in der Garage oder im Keller. Vermeiden Sie lange, ungeschirmte Kabelwege in Aufenthaltsbereichen.

● Kabelmanagement: Verwenden Sie geschirmte und geerdete Kabel. Vermeiden Sie Kabelschlaufen, die als Antennen wirken können.

● Wechselrichtertyp: Berücksichtigen Sie die Unterschiede zwischen trafolosen und transformatorbasierten Wechselrichtern bezüglich elektromagnetischer Felder. Bei Bedarf kann ein Netzfilter eingebaut werden.

● Professionelle Messungen: Baubiologische Messungen können elektromagnetische Belastungen identifizieren und quantifizieren.

Welche Rolle spielen Netzmanagement und Frühwarnsysteme?

In Deutschland spielen Netzbetreiber wie TenneT und 50Hertz eine wichtige Rolle beim Schutz des Stromnetzes. Software zur Analyse von Sonnensturm-Effekten wird entwickelt, beispielsweise von der TU Graz, APG und Siemens Energy Austria. 24-Stunden-Schätzungen und 30-Minuten-Vorhersagen sind dabei von großer Bedeutung. Nationale Alarmzentralen und Meldeprozesse, wie sie beispielsweise vom BABS in der Schweiz genutzt werden, sind entscheidend.

Was ist nach dem Sturm zu tun?

Nachdem der Sturm vorüber ist und das Stromnetz als stabil gilt, gehen Sie wie folgt vor:

1. Systemdiagnose: Führen Sie eine Sichtprüfung der Anlage auf äußere Schäden durch. Lesen Sie vor dem Neustart das Fehlerprotokoll des Wechselrichters aus.

2. Fachmann kontaktieren: Sollten Fehler angezeigt werden oder Sie unsicher sein, nehmen Sie die Anlage nicht in Betrieb. Kontaktieren Sie umgehend Ihren Installateur für eine professionelle Überprüfung.

3. Wartung: Eine regelmäßige Wartung der Solaranlage ist wichtig.

Resilienz durch Notstrom: Stromverfügbarkeit bei Blackouts sichern

Selbst eine perfekt geschützte PV-Anlage ist bei einem großflächigen Stromausfall nutzlos, wenn sie nicht über eine Notstromfunktion verfügt. Standard-Wechselrichter schalten sich aus Sicherheitsgründen ab, um keine Energie in ein abgeschaltetes Netz einzuspeisen. Eine unabhängige Stromquelle ist daher der Schlüssel zur echten Resilienz.

Welche modernen Speicherlösungen gibt es für Balkonkraftwerke?

Ein Batteriespeicher erhöht die Widerstandsfähigkeit Ihrer PV-Anlage und macht Sie unabhängig vom öffentlichen Netz. Er speichert tagsüber überschüssige Solarenergie und stellt sie bei einem Stromausfall zur Verfügung.

Jackery HomePower 2000 Ultra Balkonkraftwerk

● Einfache Installation: Plug-and-Play-Design für eine unkomplizierte Einrichtung.

● Hohe Kompatibilität: AC-Kopplung mit allen gängigen 800W-Mikrowechselrichtern.

● Robust & Langlebig: IP65-zertifiziert und für den Betrieb im Freien von -20 °C bis 55 °C ausgelegt.

● Skalierbare Kapazität: Von 2 kWh auf bis zu 8 kWh erweiterbar, um eine Wohnung 1–2 Tage lang mit Notstrom zu versorgen.

● Intelligente Steuerung: Eine App ermöglicht die Optimierung des Energieverbrauchs und eine gezielte Vorbereitung auf Stromunterbrechungen.

Der Jackery HomePower 2000 Ultra verwandelt Ihr Balkonkraftwerk in eine vollwertige Notstromlösung und sichert so Ihre Energieversorgung auch bei einem Stromausfall.


Welche flexiblen Alternativen gibt es für kritische Geräte?

Wenn Sie eine mobile und flexible Lösung zur Absicherung der wichtigsten Geräte suchen, ist ein tragbarer Solargenerator die perfekte Wahl.

 

Mit Vorbereitung und der richtigen Technik sicher durch Sonnenstürme

Die zunehmende Sonnenaktivität erfordert von PV-Anlagenbesitzern eine bewusste Auseinandersetzung mit den Risiken. Die Hauptgefahr durch Sonnenstürme geht nicht von einer direkten Zerstörung der Module aus, sondern von Netzinstabilitäten und induzierten Überspannungen, die die empfindliche Elektronik wie off grid Wechselrichter und Speicher bedrohen.

Aktiver Schutz durch professionell installierte Überspannungsschutzgeräte (SPD) und eine korrekte Erdung sind die kosteneffizientesten und wichtigsten Maßnahmen zur Absicherung Ihrer Hardware. Sie bilden die Grundlage für ein widerstandsfähiges System.

FAQ

Gibt es in Deutschland regionale Unterschiede bezüglich der Auswirkungen von GICs oder anderen Effekten von Sonnenstürmen? 

Ja, Regionen in höheren geografischen Breiten (z. B. Norddeutschland) sind tendenziell stärker von GICs betroffen als südlichere Gebiete. Zudem spielt die geologische Beschaffenheit des Untergrunds eine Rolle für die Leitfähigkeit und damit die Stärke der induzierten Ströme.

Welche Rolle spielen die deutschen Netzbetreiber beim Schutz des Stromnetzes vor GICs, und wie können sich Besitzer informieren? 

Die Übertragungsnetzbetreiber überwachen das Weltraumwetter und können bei starken Warnungen Maßnahmen ergreifen wie z. B. die Reduzierung der Auslastung von Leitungen. Private Anlagenbesitzer können sich über die Warn-Apps des Bundes (NINA) oder die Wetterdienste über die allgemeine Lage informieren.

Wie oft sollte ich meinen Überspannungsschutz (SPD) prüfen oder warten lassen, um seine Wirksamkeit sicherzustellen? 

SPDs sollten im Rahmen der regelmäßigen Wartung der PV-Anlage, idealerweise alle 1-2 Jahre, von einem Fachmann visuell und messtechnisch überprüft werden. Nach einem bekannten Überspannungsereignis wie einem nahen Blitzeinschlag ist eine sofortige Prüfung ratsam.

Verfügen moderne Wechselrichter oder Speichersysteme bereits über integrierte Schutzmechanismen, die über Standard-SPDs hinausgehen? 

Ja, viele moderne Geräte verfügen über interne Schutzschaltungen gegen Überspannung und Frequenzabweichungen. Diese bieten jedoch nur einen Basisschutz und ersetzen keinesfalls einen externen, normgerecht installierten SPD vom Typ 1/2.

Beeinflusst die Ausrichtung oder der Neigungswinkel der PV-Module das Schadensrisiko durch einen Sonnensturm? 

Nein, die physische Ausrichtung der Module hat keinen Einfluss auf das Risiko durch geomagnetisch induzierte Ströme oder netzseitige Überspannungen. Das Risiko hängt ausschließlich von der elektrischen Anbindung und den Schutzvorrichtungen der Anlage ab.

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